Wolrad Marc

Name:

Wolrad Marc

Alternative Namen:

-

Geburtsdatum / -ort:

09.10.1888

Wohnort:

Obernkirchen

Beruf

Arzt

Verwandschaftsverhältnisse:

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Emigration am / nach:

-
-

Deportation am / nach:

-
- /

-

Anderes Schicksal:

Suizid

Todesdatum: / Todesort:

18.02.1935, Obernkirchen

Anmerkung:

Sog. Vierteljude

Quellennachweis:

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Dr. Wolrad Marc (Mark) wurde am 9. 10. 1888 in Bad Wildungen geboren. Wie sein Vater gleichen Vornamens - Sanitätsrat in Bad Wildungen - wurde auch er Arzt. Mitte der 1920-er Jahre verlegte Wolrad jun. seinen Wohnsitz nach Obernkirchen und kaufte sich hier das Haus Lange Str. Nr. 33 (heute Nr. 25), in dem er mit seiner Frau Emily sowie der sechsjährigen Tochter Rosemarie wohnte und eine Praxis als „prakt.Arzt und Geburtshelfer“ betrieb. 1933 wurde Sohn Otto geboren.
Wolrad Mark leitete ab 1932 die Ortsgruppe "Stahlhelm, Bund der Frontsoldaten". Er behielt diese Funktion auch nach der Machtübernahme Hitlers am 30. 01. 1933. 1934 wurde die Vereinigung im Rahmen der "Gleichschaltung" in "NS-Frontkämpferbund" umbenannt und der SA unterstellt. 1935 wurde er ganz aufgelöst.  
Im Oktober 1934 erhielt der NSDAP-Ortsgruppenleiter Obernkirchens Buchholz von der NS-Führung aus Bad Wildungen die Mitteilung, dass dort sowohl eine Straße als auch ein Aussichtsturm, die wegen besonderer Verdienste Wolrad Marks sen. um die Anerkennung Bad Wildungens als Heilbad nach ihm benannt worden waren, einen anderen Namen bekommen hatten. Man hatte festgestellt, dass der 1915 verstorbene Namensgeber nach den NS-Rassegesetzen ein "jüdischer Mischling ersten Grades/Halbjude“ gewesen war. Folglich wurde sein Sohn von den Nazis als "Vierteljude/Mischling zweiten Grades" eingestuft.
Diese Nachricht versetzte die NS-Oberen von Obernkirchen in helle Aufregung. Nach dem Fall „Gottfried Selowsky“ im Jahr 1933 (siehe Biografie zu seiner Person) war das der zweite Fall, dass jemand mit jüdischen Wurzeln aus der Führungsriege der Obernkirchener NSDAP "aufflog". Die Parteiführung sah sich erneut bloßgestellt und versuchte daher, "den Fall Dr. Mark" lautlos zu lösen. Aufgrund seines hohen Bekanntheitsgrades und seiner Beliebtheit  bei den Einwohnern Obernkirchens sowie der Hofierung durch die örtliche Naziführung, die ihn als "Aushängeschild" in Funktionen gedrängt hatte, konnte  man nicht von einer "dreisten Erschleichung" der Ämter sprechen. In aller Eile wurde Dr. Wolrad Mark seiner Ämter enthoben; seine Approbation als Arzt wurde ihm entzogen.
Wolrad Mark war danach ein gebrochener Mann. Er zog sich ganz aus der Öffentlichkeit zurück und wählte für sich als letzten Ausweg am 18. 02. 1935 die tödliche Spritze. Man beerdigte ihn in aller Stille auf dem Bückeburger Friedhof. Seine Frau zog mit ihren Kindern nach dem Verkauf des Hauses und der Praxis nach Bad Wildungen zurück.
Zu seiner „jüdischen Herkunft“ ist Folgendes anzumerken: Sein Urgroßvater Heinrich Mark (geb. 1763), war jüdischen Glaubens gewesen. Er hatte sich einen Monat nach der Taufe seiner 9 Kinder am 9. 08. 1808 auch selbst taufen lassen und war somit Mitglied der evangelischen Kirche geworden. Auch der am 28. 11. 1812 geborene jüngste Sohn Julius,
- Großvater Wolrad Marks jun. - und die nachfolgenden Generationen waren Mitglieder der evangelischen Kirche.
Es besteht Kontakt zu einem in Bad Hersfeld lebenden Enkelsohn Wolrad Marks jun.