Eugen Sturhan

Name:

Eugen Sturhan

Alternative Namen:

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Geburtsdatum / -ort:

00.00.1901
in Oeynhausen

Wohnort:

Meerbeck

Beruf

Pastor

Verwandschaftsverhältnisse:

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Emigration am / nach:

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Deportation am / nach:

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Anderes Schicksal:

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Todesdatum: / Todesort:

21.08.1963, Meerbeck

Anmerkung:

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Quellennachweis:

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1901 als Sohn eines Bergmannes 1901 bei Bad Oeynhausen geboren, musste Eugen Sturhan das Geld für sein Theologiestudium in Bethel, Marburg und Münster selbst verdienen. Nach der Ordination wirkte er ab 1929 als Pastor in Meerbeck.
Ab 1933 versuchte er, die massiven Einmischungsversuche der Nationalsozialisten in die Kirchenpolitik abzuwehren. Sturhan trat dem Pfarrernotbund und später der Bekennenden Kirche bei, die den Arierparagraphen der Reichskirche der Deutsche Christen ablehnten. Nach der Wahl Ludwig Müllers zum Reichsbischof im September 1933 sagte sich Sturhan während des Reformationsgottesdienstes von diesem los und rief zum Widerstand gegen die Kirchenpläne der Nationalsozialisten auf. Daraufhin musste er wegen „politischer Unzuverlässigkeit“ als Pressesprecher der Landeskirche zurücktreten.
Im Rahmen der Gleichschaltungspolitik der Nationalsozialisten sollte auch die Evangelische Frauenhilfe als Konkurrenz zur NS-Frauenschaft verschwinden. 1937 wurde die Frauenhilfe in Meerbeck verboten und ihre Kasse beschlagnahmt. Ab März 1938 warf die Gestapo Sturhan in Verhören wegen des weiterhin unvermindert großen Zulaufes zur Frauenhilfe Hetze gegen den nationalsozialistischen Staat vor. Daraufhin zeigten Mitglieder ihre Solidarität mit dem Pastor, indem sie heimlich Unterschriften für ihn sammelten. Trotzdem wurde Sturhan die Aufgabe des Kreisgeschäftsführers für die Frauenhilfe vom Landeskirchenamt entzogen. Bis 1944 trafen sich in Meerbeck die Mitglieder der Frauenhilfe weiterhin, wenn auch unter anderem Vorzeichen.
Bei Ansprachen für im Krieg gefallene Mitglieder der Gemeinde stellte Sturhan bewusst die Trauer der Hinterbliebenen in den Vordergrund und nicht den ideologisch verordneten Heldenmythos. Der Rückhalt seiner Gemeinde bewahrte ihn trotz zahlreicher Kontrollbesuche in seinen Gottesdiensten durch die Gestapo vor Verhaftung und Deportation.
1944 beerdigte Sturhan gegen den Widerstand der örtlichen Parteiführung in einer christlichen Trauerfeier auf dem dortigen Friedhof die verkohlten Leichen alliierter Piloten nach einem Flugzeugabsturz bei Meerbeck.
Wegen des Vorwurfs, die Meerbecker hätten die Piloten ermordet, brachte die britische Militärregierung 1945 bis 1948 ehemalige Zwangsarbeiter in Meerbeck unter. Das Dorf musste in dieser Zeit komplett geräumt werden, der Gottesdienst wurde in den Nachbargemeinden abgehalten.
Nach dem Krieg wurde Sturhan wegen seiner Verdienste zum Kirchenrat, Mitglied der Landessynode und des Landeskirchrates ernannt.
Er starb am 21. August 1963.