Moritz Trautmann

Name:

Moritz Trautmann

Alternative Namen:

-

Geburtsdatum / -ort:

11.07.1884 / 11.06.1884
in Nordhorn

Wohnort:

Stadthagen

Beruf

Kaufmann, Mitinhaber der Elias Lion oHG in Stadthagen (mit Elias Lion);

Verwandschaftsverhältnisse:

Ehemann der Emilie Trautmann, Vater von Hans Trautmann

Emigration am / nach:

21.12.1939
Santiago de Chile

Deportation am / nach:

-
- /

-

Anderes Schicksal:

-

Todesdatum: / Todesort:

06.01.1958, Santiago de Chile

Anmerkung:

Reisepas mit Foto (1934) in Akte StABü L 102 a Nr. 1781. Die Familie Trautmann wanderte am 12.12.1939 nach Chile aus

Quellennachweis:

StABü L 102 a Nr. 1781; L 4 Nr. 7903

Moritz Trautmann wurde am 11. Juli 1884 in Nordhorn geboren. Nach Abschluss der Realschule und einer kaufmännischen Ausbildung tat er von 1906 bis 1908 Dienst als Infanterist in einem Regiment bei Osterode/Harz. Im Oktober 1908 zog er nach Stadthagen, wo er am 4. August 1911 Emilie Lion, die Schwester des örtlichen Kaufmanns Elias Lion, heiratete. In dessen Kaufhaus trat Moritz Trautmann 1912 als Mitinhaber ein.
Wie viele andere Stadthäger nahm auch Moritz Trautmann am Ersten Weltkrieg von Beginn an teil. Wegen seines Einsatzes für das „deutsche Vaterland“ erhielt Moritz Trautmann mehrere Auszeichnungen.
In Schaumburg-Lippe und in Stadthagen bekleidete er in der Folge unterschiedliche gesellschaftliche Stellungen innerhalb der jüdischen Gemeinschaft. Für den Inhaber eines Kaufhauses durchaus ungewöhnlich, trat Moritz Trautmann der SPD bei.
Moritz Trautmann und sein Kompagnon Elias Lion wurden Anfang April 1933 in „Schutzhaft“ genommen. Vom 1. bis 8. April 1933 soll Moritz Trautmann zwangsweise am Bau der Reichsstraße bei Kobbensen beteiligt gewesen sein.
Auch Drohungen gegen Moritz Trautmann und Elias Lion sowie Boykottaktionen gegen ihr Geschäft blieben nicht aus. 1934 erhielt Moritz Trautmann einen Trauerkranz mit einer Karte. Auf ihr war zu lesen: „Jude Moritz Trautmann bereite Dich vor. Der Tod naht.“ In seinem Wohnhaus Am Stadtpark 10 warfen Unbekannte 1935 mehrere Fensterscheiben ein, außerdem wurde sein Sohn Opfer eines nationalsozialistischen Überfalls. Am Morgen nach der Reichspogromnacht, am 10. November 1938, wurde er zusammen mit anderen Stadthäger Juden verhaftet und in das Konzentrationslager Buchenwald verschleppt.
Das Kaufhaus Lion befand sich zu diesem Zeitpunkt bereits nicht mehr in seinem Besitz. Es wurde an Alfred Thomas, den Prokuristen der Firma Hagemeyer, verkauft.
Am 10. Dezember 1938, nach seiner Rückkehr aus Buchenwald, verfolgte Moritz Trautmann seine Auswanderung. Am 21. Dezember 1939 gelang die Emigration seiner Familie nach Chile. Dort baute er sich eine bescheidene Existenz als Kaufmann auf.
Um die Erlaubnis zur Ausreise zu erhalten, musste Moritz Trautmann neben der Reichsfluchtsteuer von 37.600 RM und der „Sühneabgabe“ für Juden über 51.600 RM auch noch eine spezielle von der Gestapo erzwungene Auswandererabgabe von 9.220 RM an die jüdische Kultusgemeinde in Bielefeld leisten, wodurch sich sein Vermögen bis auf einen geringen Restbestand verminderte.
Aufgrund des Bundesentschädigungsgesetzes erhielt er Geldleistungen für seine erlittenen Schäden. Schwer herzkrank und fast blind starb er am 6. Januar 1958 in Santiago de Chile.