Erna Leeser
Name:
Erna Leeser
geb. Meyersberg
Alternative Namen:
-
Geburtsdatum / -ort:
00.00.1891
Wohnort:
Vehlen
Beruf
-
Verwandschaftsverhältnisse:
Ehefrau des Landwirts Albert Leeser in Vehlen
Emigration am / nach:
00.00.1939
Bolivien / Argentinien
Deportation am / nach:
-
- /
-
Anderes Schicksal:
-
Todesdatum: / Todesort:
-
Anmerkung:
Auswanderung im Sommer 1939. Ehemann lebt um 1949 in Argentinien
Quellennachweis:
StABü L 4 Nr. 7978; H 44 Acc. 2003/042 (021?) Nr. 21
Die Eheleute Albert Leeser aus Röcke (geb. 1888) und Frau Erna, geb. Meyersberg (Jg. 1891), aus Obernkirchen wohnten mit ihrem Sohn Heinz (Jg. 1921) in der heutigen Maschstraße 9. Erna Leeser war die Tochter Julius und Mathilde Meyersbergs sowie die Schwester Dr. Joseph Meyersbergs. Das Haus, in dem sie wohnten, hatte Ernas Vater Julius 1897 gebaut.
Albert war Viehhändler und Landwirt. Er baute 1921 zusätzliche Ställe und eine Scheune auf sein Grundstück. Weitere bauliche Erweiterungen wurden 1930 und sogar noch 1933 durchgeführt, da er offensichtlich beruflich erfolgreich war.
Spätestens am 18. 09. 1937 bekam Albert zu spüren, das sich die politische Situation für Einwohner jüdischen Glaubens im Deutschen Reich grundlegend verändert hatte: Wie alle Jahre vorher hatten die Organisatoren des Vehlener Erntefestes auch Albert und seiner Familie aus diesem Anlass ein Ständchen dargebracht. Er hatte sich wie immer mit einer kleinen Geldspende von 3.- RM und mit Zigarren bedankt. Dies war von einem unbekannten Denunzianten der Polizei angezeigt worden. Im Beisein des Bürgermeisters erschienen noch an demselben Abend die beiden Polizisten Wömpner und Gohrs beim Erntefest im "Vehler Krug", unterbrachen die Kapelle und erklärten das Erntefest für beendet. Die 3.- RM wurden eingezogen und mit einem Polizeibericht Landrat Gebbers zugeleitet. Dieser vermerkte dazu: "Auf meine Veranlassung: Die eingezogene Spende des A. Leeser wird ihm nicht wieder zurückgegeben, sondern nach der Melodie `pecunia non olet` [Geld stinkt nicht] dem Winterhilfswerk überwiesen!"
Diese Intrige und der Verweis seines Sohnes Heinz im Jahr 1938 vom Gymnasium Adolfinum in Bückeburg veranlassten Albert, konkret über eine Flucht aus dem nationalsozialistischen Deutschland nachzudenken. Seinen damals 17-jährigen Sohn schickte er im Herbst 1938 nach Südamerika, um dort die Lage nach einem Zufluchtsland zu erkunden.
Im Zusammenhang mit den Ereignissen der Reichspogromnacht wurden Albert Leeser und sein Schwager Dr. Joseph Meyersberg am 10. 11. 1938 in Vehlen verhaftet. Ihnen blieb zwar die Einlieferung in ein KZ erspart; sie wurden aber für einige Zeit ins "Polizeigefängnis" in Stadthagen eingesperrt.
Für Albert Leeser stand nunmehr fest, sich so schnell wie möglich dem NS-Terror-Regime durch Flucht zu entziehen. Da eine Auswanderung nach Argentinien, wo sein Sohn Heinz Aufnahme gefunden hatte, nicht sofort zu realisieren war, bemühte er sich, für seine Frau, seine Schwägerin Rosa sowie für sich selbst um die Einreiseerlaubnis nach Bolivien. Rosa war die Frau seines Bruders Louis. Beide wohnten ursprünglich in Röcke, hatten aber nach dem zu vermutenden Zwangsverkauf ihres Hauses bei Erna und Albert in Vehlen Unterschlupf gefunden.
Für ihr Haus fanden Albert und Erna den Bergmann Ernst Vogt, Vehlen Nr. 9, als Interessenten. Den notariellen Grundstückskaufvertrag setzte wie immer in Obernkirchen und Umgebung der örtlich ansässige Notar Lodtmann auf. Für den zurück bleibenden Louis Leeser wurde vertraglich ein Wohnrecht vereinbart.
Am 03. 06. 1939 erhielten Albert, Erna und Rosa Leeser ihre Einreisevisa für Bolivien. Die Flucht traten sie wenige Wochen danach an.
Erna Leeser starb am 06. 10. 1939 - bald nach ihrer Ankunft – in der bolivianischen Hauptstadt La Paz. Die Todesursache ist nicht bekannt. Albert zog später zu seinem Sohn Heinz nach Argentinien. Dort heiratete er noch einmal.