Paul Adler

Name:

Paul Adler

Alternative Namen:

-

Geburtsdatum / -ort:

23.10.1892
in Obernkirchen

Wohnort:

Obernkirchen

Beruf

Geschäftsführer bei Fa. Ph. Adler Manufakturwaren

Verwandschaftsverhältnisse:

Ehemann der Gerdrud Adler

Emigration am / nach:

00.03.1940
Reading, USA

Deportation am / nach:

11.11.1938, Buchenwald
- /

-

Anderes Schicksal:

-

Todesdatum: / Todesort:

00.00.1956, New York

Anmerkung:

Am 16.6.1933 in Obernkirchen gemeldet. Lichtbild (1939) in Akte StABü Dep. 29 Nr. 993. Am 16.6.1933 in Obernkirchen gemeldet. Lichtbild (1939) in Akte Dep. 29 Nr. 993. Das Emigrationsdatum könnte auch 12.3.1940 sein.

Quellennachweis:

StABü H 44 Nr. 89, 112 u. 128; Dep. 29 Nr. 993 u. 995

Die Eheleute Paul (Jg. 1892) und Gertrud Adler, geb. Philippsohn (Jg. 1898), wurden in Obernkirchen geboren. Paul wurde als Freiwilliger im 1. Weltkrieg verwundet. Sohn Erich wurde 1923 geboren.
Die Familie wohnte in der Langen Straße (heute) Nr. 9; im Parterre betrieb Paul ein Textilgeschäft. Die reichsweiten Boykottmaßnahmen gegen jüdische Geschäfte am 01. 04. 1933 zwangen Paul zum Vergleich mit seinen Gläubigern, um einen Konkurs abzuwenden.  
In der Pogromnacht vom 9. auf den 10. 11. 1938 trieb ein wütender SS-Mob aus Hameln sein Unwesen in Obernkirchen. Unter anderem wurden dabei beide Schaufenster des Kaufhauses Adler zerschlagen und die Auslagen auf die Straße geworfen. Am frühen Morgen des folgenden Tages wurden Paul Adler und sein 15-jähriger Sohn Erich neben weiteren 8 oder 9 jüdischen Männern aus Obernkirchen verhaftet, zur „Schutzhaft“ dem örtlichen Polizeirevier übergeben und am nächsten Tag in das KZ Buchenwald verschleppt. Paul Adler und sein Sohn wurden dort bis Mitte Januar 1939 festgesetzt.
Danach durfte Paul seinen bisherigen Beruf nicht weiter ausüben. Er musste im Steinbruch Steinbergen arbeiten, wo die Gestapo Hannover eine Zweigstelle des Arbeitserziehungslagers Lahde (Straflager für ausländische Zwangsarbeiter) eingerichtet hatte. Trotz dieser Schmach blieb Paul Adler, was die Flucht vor dem NS-Terrorregime anging, sehr zögerlich. Er hoffte immer noch darauf, dass der „Nazispuk“ schnell ein Ende haben würde. Außerdem konnte er sich nicht vorstellen, dass seiner Familie und ihm als Freiwilligen des 1. Weltkriegs noch Schlimmeres im Deutschen Reich geschehen konnte.
Seiner energischen Schwiegermutter Fanny Philippsohn ist es zu verdanken, dass Paul schließlich die Ausreise der Familie einschließlich der Schwiegermutter in die USA organisierte. 1939 wurden einige Nebengebäude verkauft; das Wohn- und Kaufhaus mit dem Grundstück wurde zwangsversteigert. Als einziger Bieter wurde die  
Stadtsparkasse Obernkirchen zugelassen, die das Haus zum „Schnäppchenpreis“ erwarb und dann an den Obernkirchener Klempnermeister Albert Bode weiterverkaufte.
Das eingenommene Geld wurde auf ein Sperrkonto zum Zwecke der Ausreise eingezahlt. Die hohen Vorbereitungskosten für die Flucht, die öffentlichen Abgaben (u. a. die Reichsfluchtsteuer) reduzierten das für einen Neuanfang in den USA dringend benötigte Barvermögen so stark, dass das Adlers die Frachtkosten für die bereits verpackten Möbel und den Hausrat nicht mehr bezahlen konnten. Glücklicherweise sorgte die jüdische Hilfsorganisation (HIAS) für die Schiffspassage über Genua.
Im März 1940 ging es über Bückeburg mit dem Zug nach München und Genua nach New York. Auf Drängen der HIAS fuhren sie aber bald weiter nach Reading (Pennsylvania), weil dort bessere Wohn- und Arbeitsmöglichkeiten bestanden. 1946/47 zog die Familie schließlich zurück nach New York. Dort starben Fanny Philippsohn 1952, Paul Adler 1956 und Gertrud Adler 1971.
Zur Stolpersteinverlegung für die Familie Adler im Jahr 2015 kamen Erich Adlers Sohn mit Ehefrau sowie Erichs Tochter mit ihrem Sohn nach Obernkirchen. Sowohl Erichs Sohn Mark als auch ein Enkelsohn des Nachfolgeeigentümers (Albert Bode) des Adlerschen Hauses, Wolfgang Starke, sprachen dabei bewegende Worte.

Nach einem Text von Wilfried Bartels zur Stolpersteinverlegung in Obernkirchen. Ausführliche Informationen siehe: www.stolpersteine-obernkirchen.de

Quelle:  "Jüdisches Leben in der Provinz“ von Rolf-Bernd de Groot