Mathilde Meyersberg

Name:

Mathilde Meyersberg
geb. Lilienfeld

Alternative Namen:

-

Geburtsdatum / -ort:

04.01.1863
in Sülbeck

Wohnort:

Vehlen

Beruf

-

Verwandschaftsverhältnisse:

1930 Witwe des Julius Meyersberg in Vehlen

Emigration am / nach:

-
-

Deportation am / nach:

28.07.1942, Theresienstadt, Ghetto
- /

-

Anderes Schicksal:

-

Todesdatum: / Todesort:

06.08.1942, Theresienstadt, Ghetto

Anmerkung:

Deportation evtl, auch Sommer 1943. Todesdatum lt. Todeserklärung. 1942 Entlassung aus der Schaumburg-Lippischen Staatsangehörigkeit. Noch 1939 als jüd. Wohngebäudeeigentümerin in Vehlen genannt

Quellennachweis:

StABü L 4 Nr. 2007 u. 2040; L 121 a Nr. 3824; Dep. 9 D Acc. 39/89 Nr. 351

Mathilde Meyersberg (Jg. 1863), geb. Lilienfeld, aus Sülbeck (heute Ortsteil der Gemeinde Nienstädt) wohnte seit ihrer Eheschließung mit dem Kaufmann Julius Meyersberg im Jahr 1889 in Vehlen. Aus der Ehe gingen zwei Kinder hervor, Joseph (geb. 1890) und Erna (geb. 1891).
Joseph verstarb 1922 und wurde auf dem jüdischen Friedhof in Obernkirchen beerdigt. Bis 1928 führte Mathilde das Geschäft ihres Mannes fort, verpachtete es dann aber an den Bäckermeister Walter Halwe, der dort eine Bäckerei einrichtete. Aufgrund der vom NS-Regime betriebenen "Arisierung jüdischen Vermögens" bemühte sich dieser, das Hausgrundstück zu erwerben. Mathilde Meyersberg wollte sich aber nicht von ihrem Haus trennen; die Mieteinnahmen waren ihre Altersversorgung. Außerdem hätte der Erlös auf ein Sperrkonto überwiesen werden müssen.
Da der Verkaufsdruck weiterhin anhielt, entschlossen sich Mathilde und ihr Sohn Joseph schließlich schweren Herzens dazu, das Haus an Bäckermeister Halwe unter der Voraussetzung zu veräußern, dass im Grundbuch für sie beide ein Wohnrecht eingetragen würde. Dies lehnte die Landesregierung Schaumburg-Lippes unter Hinweis auf § 7 der VO über den Einsatz jüdischen Vermögens vom 03. 12. 1938 ab, bestand aber weiterhin auf einem "freihändigen Verkauf".
Meyersbergs blieben jedoch standhaft. Im Dezember 1939 berichtete der Landrat an die Landeregierung, dass sich die 76-Jährige Jüdin - "offenbar aus Angst vor einer Inflation" - zu einer Veräußerung des Grundstücks noch nicht entscheiden könne. Er habe daher "die notwendige Umquartierung der Juden Meyersberg" in der Weise "vorläufig geregelt", dass   ihnen die obere Wohnung in ihrem Haus zugewiesen worden sei, so dass sich die Bäckerei mit Geschäftslokal ausschließlich im Erdgeschoss befinde. Dadurch sei eine "gewisse Isolierung" eingetreten. Diese vorläufige Regelung habe er mit Rücksicht auf das hohe Alter der Jüdin, deren Sohn sich zurzeit in Bochum aufhalte und weil in der Gemeinde Vehlen kein sonstiger jüdischer Grundbesitz vorhanden sei, getroffen.
Bäckermeister Halwe, der nach wie vor am Kauf des Hausgrundstücks interessiert war, wandte sich im September 1940 erfolglos mit einem weiteren Kaufangebot an das zuständige Finanzamt Stadthagen. Am 07. 10 1940 wurde jedoch als neuer Eigentümer des Hausgrundstücks das "Deutsche Reich" ins Grundbuch eingetragen. Meyersbergs wohnten nun bis zu ihrer Deportation als "Zwangsmieter" des Deutschen Reichs in ihrem enteigneten Haus.
Joseph wurde am 30. 03. 1942 und seine Mutter am 28. 07. desselben Jahres vom Bückeburger Bahnhof aus abtransportiert. Der Reichbahnzug Nr. III/2 brachte Mathilde mit insgesamt 1.165 Menschen in das "Altersghetto" Theresienstadt. Fast täglich fanden hier Transporte in die Vernichtungslager Auschwitz und Treblinka statt. Wahrscheinlich ist sie dort schon sehr bald nach der Ankunft an den Folgen einer Epidemie umgekommen.
Als Todesdatum ist für Mathilde Meyersberg im Gedenkbuch des Bundesarchivs der 06. 08. 1942 vermerkt. Unabhängig davon hat das Amtsgericht Bückeburg durch Beschluss vom 22. 06. 1949 das Sterbedatum für Mathilde und ihren Sohn Joseph aus unbekannten Gründen auf den 08. 05. 1945 festgesetzt.
Mit Mathilde Meyersberg sind die letzten 19 jüdischen Menschen aus Schaumburg-Lippe deportiert worden.